Montag, 1. Juli 2013

Wenn das Leben sich beeilt

Hallo, ich heiße Fran Niclas und das hier ist mein Blog.


Kennen Sie das auch? Sie suchen eigentlich nur nach einem bestimmten Buch, gehen auf den Dachboden und wühlen in Kisten und Kästen und plötzlich kommt Ihnen ein Stapel Jugenderinnerungen entgegen. Das Fahrrad mit den Bändern am Lenker und dem weißen Sattel, Opas Gitarre die immer versucht hat mit seinen kleinen Kinderhänden zu spielen aber es doch nie wirklich geschafft hat.

Ich liebe meine Erinnerungen. Eines Tages werden sie das Einzige sein, was mir geblieben ist und irgendwann werden sie auch das Einzige sein was von mir geblieben ist.

Ich weiß es zu schätzen das mir mein Gedächtnis wie auf Kommando nur die guten Erinnerung präsentiert und die Schlechten nur gelegentlich in verblasster abgeschwächter Form. "Das ist ein Schutzmechanismus des Gehirns" habe ich in der Schule gelernt. Ein Mechanismus der bei Rückblicken immer zu der Aussage führt: "Wo ist bloß die ganze Zeit geblieben". Dann hält man kurz inne, richtet seinen Blick nach vorn und ist bisweilen erleichtert das man ja noch so viele lebenswerte Jahre vor sich hat.


Weil die Zeit sich so beeilt 
und so wenig bleibt von dem was einmal war
Und weil das Licht so leicht zerbricht
sehen wir die Dinge manchmal selten sonderbar 
(Olli Schulz)


Als ich heute morgen aufgewacht bin war mir nach weinen zu mute. Aber ich konnte nicht, ich hatte schon alle Tränen aufgebraucht. in der Nacht und dem Tag  davor und dem Tag davor... 

10:47 an sich eine gewöhnliche Uhrzeit wie man sie jeden Tag antrifft und der man keine größere Bedeutung beimisst. Doch für mich hat sich Freitag um 10:47 alles verändert.

Ich habe ein Aneurysma. An (m)einer Hirnschlagader. Arteria communicans anterior wie der Lateiner zu sagen pflegt. Im Nachhinein mutet es schon dreist makaber an das man ausgerechnet diese tote Sprache für diese lebenswichtigen Bestandteile verwendet.



Copyright: Klinikum-Dessau.de

Eigentlich bin ich sehr einfach gestrickt. Was ich denke das sage ich und was ich fühle zeige ich. Doch im Moment kann ich weder sagen was ich denke noch zeigen was ich fühle. Ja okay da ist diese Traurigkeit, aber sie fühlt sich eher wie ein nasser Pelzmantel an der schwer auf meinen Schultern liegt und mich lähmt mit seinem Gewicht und betäubt mit seinem modrigen Geruch...

Ich hatte mal einen Plan für mein Leben, in manchen Bereichen zwar nur schwach umrissen, aber immerhin. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von über 80 Jahren ist es wohl durchaus legitim sich ein paar Gedanken darüber zu machen was man noch alles erreichen, bereisen, erleben will. Macht doch jeder...

Als kleines Kind habe ich mir eine Vorspultaste für meinen Leben gewünscht weil ich möglichst schnell Erwachsen werden wollte. Offenbar gibt es diese Taste tatsächlich und irgendjemand hat drauf gedrückt, am Freitag um 10:47.

Wenn das Leben sich so beeilt, ist es schwierig nicht gehetzt zu wirken und Altersvorsorge wird zu Nelson in Menschengestalt und pariert alle meine Erwartungen mit einem alles zerschmetternden "HA HA".


Whatsapp Nachricht:

" Hey Franny hast du Lust morgen mit mir zu frühstücken?"
"Warum nicht lieber heute?"

*Klank Klank* macht das Benzinfeuerzeug während ich es öffne, gefolgt von einem leisen "Pfump" als die Flamme sich empor hebt. Ich tauche die Zigarettenspitze in die Flamme und vernehme das vertraute Knistern des glühenden Tabaks. Meine Hand umgreift die Türklinke und ich schreite durch die Tür raus in den Tag.

Das Leben steht nicht still und hat Erwartungen an mich, ebenso wie die Personen die in meinem Leben vorkommen. 

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